Marco Helbig mit Miriam Gillis-Carlebach

Marco Helbig zusammen mit Miriam Gillis-Carlebach, der Nichte von Ephraim Carlebach. Sie arbeitet seit vielen Jahren ihre Familiengeschichte auf und kam so in den Besitz des Nachlasses von Ephraim Carlebach, weil sie als einzige noch deutsch lesen konnte. Daraus entstand dann das Ephraim Carlebach Archiv.Foto: Privat

»Reimteufel« forscht über Rabbiner Ephraim Carlebach

Von Volker Külow

Im Oktober begeht Leipzig den 80. Todestag des namhaften Rabbiners und Schulgründers Ephraim Carlebach (1879-1936). Doch Gedenkveranstaltungen sind hierzu noch nicht geplant. Was bis jetzt auch fehlt, ist eine umfassende Aufarbeitung seines Lebens und Schaffens. Genau dieser Aufgabe stellte sich Marco Helbig – vielen Leipziger unter seinem Künstlernamen »Der Reimteufel« bekannt – in seiner Forschungsarbeit unter dem Titel »Ephraim Carlebach: Rabbiner und Schulleiter zwischen Orthodoxie, Liberalismus und Patriotismus«. Da Helbig weder durch eine Anstellung an der Universität noch durch die 1992 gegründete Carlebach Stiftung Unterstützung fand, betrieb er seine Forschung auf eigene Kosten. So entstand in den vergangenen dreieinhalb Jahren eine 300seitige Arbeit mit bislang unveröffentlichten Informationen über den Leipziger Rabbiner. Der Autor reiste hierfür nach Israel und wertete erstmals das Carlebach Archiv des Joseph Carlebach Institutes an der Bar-Ilan Universität aus. Die entstandene Doktorarbeit umfasst die Familiengeschichte Ephraim Carlebachs von Lübeck bis Leipzig, seine Arbeit als Rabbiner, Schulgründer der ersten konfessionell gebundenen Schule Sachsens und Schulleiter sowie seine Auseinandersetzung mit dem Antisemitismus, der er sich immer wieder stellte.

Zum 80. Todestag des Rabbiners soll nun die Arbeit veröffentlicht werden. Einen Verlag hierfür hat Helbig gefunden. Nur bei den Druckkosten klafft noch ein nicht unbeträchtliches Loch von 3.600 Euro. Da der Verfasser diesen Betrag nicht selbst stemmen kann, ist er nun auf der Suche nach Sponsoren, die sein Projekt unterstützen möchten, dessen Stellenwert Helbig gegenüber LNS wie folgt beschreibt: »Carlebach war der bedeutendste Rabbiner in der Geschichte Leipzigs. Sein reiches Lebenswerk sollte möglichst vielen Menschen in unserer Stadt vorgestellt werden. Seine 1912 gegründete Höhere Israelitische Schule, die heute die Deutsche Zentralbücherei für Blinde (DZB) in der Gustav-Adolf-Straße beherbergt, vereinte weltliche und religiöse Bildung und trug erheblich mit dazu bei, dass sich die jüdische und nichtjüdische Gesellschaft in Leipzig annäherten.«

Wer das Projekt unterstützen möchte, kann bitte auf folgendes Konto spenden: Verantwortung für Flüchtlinge e.V. IBAN: DE26 860 55592 10900 88457 Verwendungszweck: »Ephraim Carlebach« Weiterer Kontakt: marco-helbig@gmx.de

Der Beitrag ist erschienen auf LEIPZIGS NEUE Seiten im Juli/August 2016