Colormaster F

Manuel Franke, »Colormaster F«, 2018, Städel Museum, Frankfurt am Main Foto: VG Bild-Kunst, Bonn 2017/Städel

Sommer und Skulptur

Manuel Franke und die bunte Welle / Von Lavinia Hudson

Die monumentale, rosafarbene, orangene und blaue Installation »Colormaster F« von Manuel Franke ist exklusiv für den Garten des Städel Museums in Frankfurt am Main geschaffen worden und nur dort zu sehen und zu verstehen. »Der Städel Garten ist für einen Künstler eine Herausforderung, weil er bereits perfekt durchgestaltet ist und ein Wahrzeichen für das Haus darstellt. Gerade deswegen habe ich diese Einladung gerne angenommen. Meine Welle dehnt sich mit der rosafarbenen Seite wie ein riesiges Segel über den Rasen – der dadurch wie ein grünes Farbfeld mit der gleichen Farbdominanz wirkt. Einerseits friedet das Objekt den Garten ein, andererseits schwappt das Museum quasi in einer rasanten Bewegung in knalligem Orange in den Stadtraum hinaus«, so Manuel Franke.

Wer ist Manuel Franke? Ein ruhiger, sympathischer Künstler mit narrativem Talent und schelmisch, wie er bei der Vernissage bewiesen hat. Man hört ihm gern zu. Manuel Franke studierte unter anderem beim berühmten Künstler und Ritter der Queen, Sir Tony Cragg, an der Kunstakademie Düsseldorf.

Im Rahmen der extravaganten Reihe »Im Städel Garten« kann das 50 Meter lange und 2,5 Meter hohe Kunstwerk, eine Skulptur, anmutend wie eine Skater-Halfpipe oder Welle, noch bis zum 23. September 2018 bestaunt, hinterfragt und in Beschlag genommen werden. Anfassen, draufsetzen, spielen, erkunden, in Interaktion treten ist erlaubt und auch erwünscht, aber als explizite »Partizipation« nicht vom Künstler selbst intendiert, sondern wohl nur freundlich geduldet. Diesen Partizipationsgedanken lässt er sich auch nicht vom Kurator einreden. Als körperlich spürbare Begrenzung und begehbares, aber unüberwindliches Hindernis versperrt es einerseits den gewohnten Blick auf den Garten, andererseits macht es ihn in neuer Weise erfahrbar.

»Colormaster F« verändert dabei aber auch die Sicht auf das Städel Museum und die Stadt, ein zusätzlicher Raum entsteht innerhalb des Gartens, der gleichermaßen offen wie abgeschlossen auf den Zuschauer wirkt. Eine interaktive Erfahrung, die man sich nicht entgehen lassen sollte. Es zeigt sich, woraus Kunst alles gefertigt werden kann: aus blau pigmentierten Weißzement für den Sockel, aus bombierten Wellblech, was man handelsüblich aus Industriegebieten kennt und Hochglanzlack, welcher in der Autoindustrie verwendet wird. Wer also Lust und Muse verspürt die Goethe-Stadt Leipzig einmal zu verlassen und die andere Goethe-Stadt Frankfurt am Main mal anders erleben zu wollen, kann sich einen sommerlichen Besuch im Städel Museum gönnen und dabei selber einen Eindruck von der raumgreifenden Installation im Städel Garten gewinnen.

Postskriptum: Am besten dazu eine selbstgemachte Minze-Limonade im Schatten oder direkt auf der Monumental-Installation genießen – inklusive des Sommer-am-Main-Feelings.

Minze-Limonade

Foto: Lavinia Hudson

Der Beitrag ist erschienen auf LEIPZIGS NEUE Seiten im Juli 2018