Auszeichnugn für Wiglaf Droste

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Wahlleipziger Wiglaf Droste mit Göttinger Elch ausgezeichnet

Von Volker Külow

Die BRD ist bekanntlich ein komisches Land. Neben den zahlreichen Kabarettauszeichnungen gibt es aber nur einen Satirepreis – den Göttinger Elch, der erstmals 1997 vergeben wurde. Seinen Namen entlehnt er vom legendären F. W. Bernstein, der als einer der Gründungsväter der »Neuen Frankfurter Schule« den berühmten Spruch kreierte: »Die schärfsten Kritiker der Elche waren früher selber welche.« Die bisherige Preisträgerliste liest sich wie ein Who’s who der deutschen Humor- und Komikproduktion, darunter Meistern des Faches wie Oli Dittrich, Robert Gernhardt, Helge Schneider und Michael Sowa.

In diesem Jahr wurde der Elch erstmals an zwei Preisträger gleichzeitig verliehen. Die Zeremonie im Deutschen Theater in Göttingen war am 24. Juni mit fast drei Stunden dementsprechend ausgedehnt. Im ausverkauften Haus kam beim Publikum aber keine Minute Langeweile auf, denn die Auszeichnung für Pit Knorr und Wiglaf Droste war dank der Moderation durch Lars Wätzold und der vielen Mitwirkenden (u.a. Gerhard Glück, Friederich Küppersbusch und Hans Zippert) wundervoll kurzweilig und unterhaltsam.

Der 1939 in Salzburg geborene Knorr war 1979 Mitbegründer der Zeitschrift »Titanic« und ist seit Jahrzehnten Autor für Otto Waalkes. Wiglaf Droste, Jahrgang 1961, wirkte ebenfalls bei dem Frankfurter Satireblatt und zählt seit mehr als zwei Jahrzehnten als Polemiker, Kulturkritiker, Dichter, Sänger, Rezitator und Kulinariker zu den bekanntesten Künstlern in diesem Genre. Der geborene Westfale hat seit vielen Jahren auch eine Wohnung in Leipzig und kommt nach seinen ausgedehnten Lesereisen immer wieder gern in die Messestadt zurück. Bis heute hat er unzählige Bücher und Hörbücher veröffentlicht. Von 1999 bis 2013 gab er gemeinsam mit dem Stuttgarter Meisterkoch Vincent Klink die kulinarische Kampfschrift »Häuptling eigener Herd« heraus. Seit Dezember 2010 schreibt er eine tägliche Kolumne in »junge Welt«.

In ihrer Begründung hatte die Elchjury Droste als den »Kurt Tucholsky von heute und den Heinrich Heine unserer Tage« gepriesen. Und der Fernsehproduzent Friederich Küppersbusch setzte in seiner Laudatio hinzu: »Wiglaf, Du bist ein Großer. Komm gefälligst damit klar!« Droste bedanke sich mit der Verballhornung einer Cat-Stevens-Schnulze (»Morgen hat brochen …«) und trug einige wundervolle Liebesgedichte sowie seinen Nachruf auf den 2015 verstorbenen Harry Rowohlt vor. Zum Schluss sang er ohne Mikro, an der Gitarre vom Leipziger Liedermacher Ralph Schüller begleitet, eine ergreifende Version von »Knockin’ on Heavens’ Door«.

Der Beitrag ist erschienen auf LEIPZIGS NEUE Seiten im Juli 2018