Helmut Dietl

Helmut Dietl in den 1990er Jahren, Foto: Karin Rocholl/MFF

Feine Gesellschaftskritik

Von Daniel Merbitz

An der sogenannten feinen Gesellschaft aber auch am Medienbetrieb hat er sich gern abgearbeitet, genau wie am braunen Ungeist – und dies massentauglich: Helmut Dietl.

Das Museum für Film und Fernsehen in Berlin widmet dem 2015 verstorbenen Regisseur und Drehbuchautoren Helmut Dietl aus Anlass der Übergabe des Nachlasses durch Tamara Dietl eine brillante Kabinettausstellung. Dabei wird die Arbeitsweise des Film- und Fernsehregisseurs illustriert, wertvolle Einblicke in Drehbücher und Korrespondenzen gegeben, ergänzt um Arbeits- und Szenenfotos, Storyboards, Kostüme, Werbematerialien, Urkunden, Manuskripte, Erinnerungsalben. Eine Medienkompilation präsentiert wiederkehrende Motive und Topoi aus seinem Gesamtwerk, im Spiegelsaal wirkt dies wie eine moderne Video-Installation. Hinsetzen und Zeit nehmen.

In der Mediathek sind die Filme von Helmut Dietl sowie zahlreiche Interviews mit ihm in voller Länge individuell abrufbar.

Helmut Dietl wurde 1944 im oberbayrischen Bad Wiessee geboren, begann 1966 das Studium der Theaterwissenschaft in München, wirkte 1968/69 als Regieassistent beim Fernsehen und an den Münchner Kammerspielen. DDR-Bürger mit Westfernsehempfang kannten 1983 die zehnteilige Fernsehserie »Monaco Franze – der ewige Stenz« und 1986 die sechsteilige Satireserie »Kir Royal«. Dem Desaster mit den gefälschten Hitler-Tagebüchern, die den STERN als Magazin Bedeutung beimessen und groß rausbringen sollten, hat Helmut Dietl 1992 eine bissige und eine die latente Nazibegeisterung entlarvende Komödie gewidmet: »SCHTONK!« und dafür den Deutschen Filmpreis in Gold bekommen sowie 1993 eine Oscar-Nominierung als bester fremdsprachiger Film.

Humorvoll und pointiert hat er in seinen Filmen und Serien vom Leben erzählt, von der Suche nach Liebe, vom Scheitern von Beziehungen und nicht zuletzt von den mannigfachen Missverständnissen zwischen Männern und Frauen. Posse und Poesie konnte er oft zusammenschmelzen, weswegen der Autor, Regisseur und Produzent sich selbst gelegentlich als »Melodramödiker« bezeichnete.

»Schwermut und Leichtigkeit – Eine Sonderschau für Helmut Dietl« bis 30. September 2018, Museum für Film und Fernsehen, Filmhaus am Potsdamer Platz, Berlin, Mi. – Mo. 10 – 18 Uhr, Do 10 – 20 Uhr

Der Beitrag ist erschienen auf LEIPZIGS NEUE Seiten im September 2018