Hans Lauter auf der Maikundgebung 2009 in Leipzig Foto: G. Peinel
Sein Gesundheitszustand – nach zehn Jahren Haft in den Gefängnissen und in den Moorlagern während der Zeit des Faschismus sowie nach kräftezehrender Aufbauarbeit für ein neues Deutschland nach 1945 in zahlreichen Funktionen in der SED sowie als Hochschullehrer in Leipzig und in Chemnitz – erlaubte es ihm nicht, dieses seltene Jubiläum zu erleben. Er verstarb am 31. Oktober 2012 nach langer schwerer Krankheit, genau ein Jahr nach seiner Teilnahme an der Einweihung der Gedenkstätte in Esterwegen im Emsland.
1914 im erzgebirgischen Adelberg geboren, musste er frühzeitig erkennen, dass er als Kind einer Arbeiterfamilie nicht studieren kann. So hat er den Beruf des Glasschleifers erlernt um zum Lebensunterhalt beizutragen. Geprägt von Vorbildern aus dem Arbeiter-Turn-und-Sportbund wird er 1930 Mitglied des KJVD. 1935 wird er verhaftet, ist im Polizeigefängnis in der Leipziger Wächterstraße schlimmsten Misshandlungen ausgesetzt und wird zu 10 Jahren Zuchthaus und anschließender Sicherheitsverwahrung wegen »Vorbereitung zum Hochverrat unter erschwerenden Umständen« verurteilt. Drei Jahre sitzt er in Waldheim, danach kommt er ins »Moor« ins Emsland. Seine kommunistische Überzeugung gibt er nie auf – auch nicht nach Rückschlägen in seiner politischen Tätigkeit in der SED durch ungerechtfertigte Anschuldigungen, denen Jahre später die vollständige Rehabilitierung folgte.
Mit viel Engagement widmete sich Hans Lauter der Zeitzeugenarbeit mit der Jugend, wo er jede noch so profan erscheinende Frage ernst nahm und bei seinen Antworten eine große Glaubwürdigkeit ausstrahlte. Ich persönlich konnte das bei Hans Lauter in zahlreichen Veranstaltungen mit Schülern immer wieder aufs Neue feststellen. Gespannt lauschten sie den Ausführungen über seine Kindheit und Jugend, seine Freude am Sport, seine Tätigkeit im KJVD, seine Jahre im Gefängnis und im Emsland sowie seine abenteuerliche Flucht in den letzten Kriegstagen.
Legendär waren die zahlreichen Begegnungen von Hans Lauter bei den in Hoyerswerda stattfindenden Projekttagen »Wider das Vergessen« mit Schülern. Diese waren fasziniert von seinen analytischen Fähigkeiten und seiner klaren Sprache.
Diese Eigenschaften verschafften Hans Lauter auch in der VVN-BdA als langjähriger Vorsitzender des Landesverbandes Sachsen und Mitglied des Bundesausschusses große Anerkennung bei seinen Kameraden, die ihn auf dem 3. Bundeskongress im Mai 2008 zum Ehrenvorsitzenden ernannten.
Es gäbe noch vieles über Hans Lauter zu berichten – als Familien-Mensch, als Kenner der klassischen deutschen Literatur und letztlich als einen warmherzigen Menschen, wie ich ihn persönlich erleben durfte. Die Begegnung mit Hans Lauter hat mein Leben sehr bereichert – nicht nur im politischen Bereich.
»Ich bemühe mich, ein guter Mensch zu sein«.
Gedenkmatinee am 17.1. 2015 um 11.00 Uhr in der Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen
Harkortstraße 10, 04107 Leipzig.
Der Beitrag ist erschienen in LEIPZIGS NEUE, Ausgabe Dezember 2014
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