Klaus Köste war einer von vielen, die für den Weltruhm der Leipziger Hochschule sorgten. Bilder: Archiv
Im Januar tagte das Politbüro der SED und fasste einen Beschluss. Unter der Überschrift »Freie Bahn unserer Jugend« legte die Parteiführung Maßnahmen zur Verbesserung der Schulbildung und Förderung des Sports fest. Im Beschluss hieß es: »Die Sportschule in Leipzig sollte zu einem zentralen Institut für Leibesübungen und Sport ausgebaut werden, an dem die Ausbildung von mindestens 400 Sportlehrern und Trainern erfolgt«.
Drei Wochen später, am 8. Februar beschließt die Provisorische Volkskammer der DDR das »Gesetz über die Teilnahme der Jugend am Aufbau der DDR und die Förderung der Jugend in Schule und Beruf, bei Sport und Erholung«, Paragraph 39 beinhaltet die Errichtung der Deutschen Hochschule für Körperkultur in Leipzig.
Bereits 1949 war in Leipzig die Deutsche Sportschule gebildet worden. Sie unterstand dem Deutschen Sportausschuss, der Sportführung in der jungen DDR. An dieser Schule beginnt im Mai der erste Vorbereitungslehrgang zur Erlangung der Hochschulreife für die zukünftigen Studenten der DHfK. Nur wenige Monate später, am 22. Oktober 1950, findet in der Leipziger Kongreßhalle die feierliche Gründungsveranstaltung statt. Der Vorsitzende des Deutschen Sportausschusses, Ernst Horn erklärt: »Die gesamte Arbeit der Hochschule für Körperkultur wird … der Losung ›Bereit zur Arbeit und zur Verteidigung des Friedens‹ dienen«. Unter der Leitung des ersten Rektors, Dr. Joachim Lohmann beginnen 96 Studentinnen und Studenten gemeinsam mit 20 Lehrkräften ihr Studium an der Hochschule. Zwei Jahre später, am 8. Juli werden die ersten 70 Absolventen der DHfK verabschiedet. Unter ihnen Karl-Heinz Bauersfeld (später Leichtathletiktrainer beim SC DHfK Leipzig) und Horst Scherbaum (später Fußballtrainer in Karl-Marx-Stadt, Zwickau und zuletzt beim 1. FC Lok Leipzig). Beide gehörten zu den besten Studenten im ersten Matrikel, sodass sie nach dem ersten Studienjahr mit dem Wilhelm-Pieck-Stipendium ausgezeichnet werden.
In den folgenden Jahren bis zur Auflösung 1990 besuchten einige Tausend Studenten aus dem In- und Ausland die Hochschule. Viele arbeiteten und arbeiten noch heute erfolgreich als Trainerin und Trainer oder Sportlehrer. Hier eine unvollständige Namensliste: Klaus Ampler (Radsport), Jörg Berger (Fußball), Raimund Bethge (Bobsport), Ernst Bönsch (Schach), Christoph Franke (Fußball), Joachim Franke (Eisschnelllauf), Eduard Geyer (Fußball), Dieter Grahn (Rudern), Reinhard Heß (Skispringen), Dietmar Hötger (Judo), Siegfried Israel (Sportmedizin), Hans Meyer (Fußball), Jutta Müller (Eiskunstlauf), Dieter Kollark (Leichtathletik), Alfred Kunze (Fußball), Herbert Queck (Skispringen), Heiko Salzwedel (Radsport), Torsten Schmitz (Boxen), Knut Schubert (Eiskunstlauf), Jochen Schümann (Segeln), Gustav-Adolf Schur (Radsport), Fritz Sdunek (Boxen), Thomas Springstein (Leichtathletik), Bernd Stange (Fußball), Detlef Uibel (Bahnradsport), Frank Ullrich (Biathlon), Ulrich Wehling (Nordische Kombination), Manfred Wolke (Boxen). Unter den ausländischen Absolventen Sam Ramsamy (IOC Südafrika).
Als ich im Zusammenhang mit der Leipziger Olympiabewerbung einen der letzten Absolventen der DHfK, den Kanurennsportler Olaf Heukrodt traf, sagte er auf meine Frage zum Thema Deutsche Hochschule für Körperkultur Leipzig: »Die Schließung der DHfK war ein Fehler. Wenn ich im Ausland für den Sport unterwegs bin, kommen oft ausländische Absolventen der DHfK und sagen: ›lasst unsere Kader in Leipzig studieren und schickt uns nicht eure Trainer. Dort haben wir viel gelernt und hervorragende Bedingungen vorgefunden.‹«. Ich glaube, das sagt alles zur Bedeutung der DHfK für den Sport und Leipzig als Sportstadt.
Dass die DHfK nicht Geschichte ist, beweist der Sportclub »SC DHfK Leipzig«. Er wurde 1954 an der Hochschule als »SC Wissenschaft DHfK Leipzig« gegründet. Viele bekannte Sportler waren Mitglied dieses Vereins. Namentlich alle aufzuzählen sprengt den Rahmen unserer Zeitung. Hier nur Einige: Gustav-Adolf Schur, Uwe Ampler, Klaus Köste, Christian Gille, Anett Schuck, Günter Merkel, Manfred Merkel, Angelika Bahmann, Margitta Gummel, Bärbel Eckert, Siegfried Brietzke, Thomas Munkelt und Kristin Otto.
Der SC DHfK ist weltweit einer der erfolgreichsten Sportclubs. Vor allem in den Disziplinen Leichtathletik, Schwimmen, Rudern, Kanurennsport, Kanuslalom, Handball und Radsport bestimmten und bestimmen Sportler dieses Clubs die Weltspitze.
Nicht zuletzt die Verpflichtung der aktuellen deutschen Kugelstoßelite zum Jahresende 2014 lässt Hoffnungen aufkeimen, dass die Leipziger Leichtathletik endlich wieder aktiver in der Weltspitze des Sports eingreifen und mitmachen kann.
So startet ab 2015 der Welt- und Europameister im Kugelstoßen David Storl für den Sportclub. Bei den Weltmeisterschaften im August in Peking kann er Geschichte schreiben. Nach dem Schweizer Kugelstoßer Werner Günthör könnte David der Zweite werden, der drei Weltmeister-Titel in Folge gewinnt. Auch die Hallenser Diskuswerferin Nadine Müller hat ihren Heimatverein verlassen und ist für den SC DHfK innerhalb kürzester Zeit der zweite Neuzugang. Neben ihr starten ab Januar auch die beiden Kugelstoßerinnen Josephine Terlecki und Sara Gambetta und Hammerwerferin Susen Küster für den Leipziger Verein.
Der Beitrag ist erschienen in LEIPZIGS NEUE, Ausgabe Januar 2015
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