Triegel: Pieta

Michael Triegel »Pietà, Verkündigung«, 2015, Entwurf für Ostfenster St. Maria Köthen, Acryl auf Bütten, 168 x 265 cm, Privatbesitz Foto: MdbK

Überirdisch

Von Lavinia Hudson

Michael Triegel, Jahrgang 1968, geboren in Erfurt, Katholik, hat bei Leipziger Malergrößen wie Arno Rink und Ulrich Hachulla studiert und ein enges Verhältnis zu Werner Tübke gepflegt. Benedikt XVI. nannte ihn seinen »Raffael«. Welche Herausforderung oder neue Aufgabe kann es für so einen jungen und herausragenden »Raffael« überhaupt noch geben?

Zum Reformationsjubiläum und zum Kirchentag zeigt das Leipziger Museum der bildenden Künste in einer Kabinettausstellung elf kleinformatige Bilder auf Pergament, welche Michael Triegel zu ausgewählten Tischreden Martin Luthers gemalt hat.

Der Dichter und evangelische Pfarrer Christian Lehnert hat im vergangenen Jahr beim Insel Verlag eine kleine, pointierte Auswahl publiziert, die Martin Luther nicht als Reformator und Theologe darstellt, sondern als scharfsinnigen, zweifelnden und suchenden Menschen.

Für diese Publikation hat sich der Leipziger Maler Michael Triegel inspirieren lassen und elf Illustrationen geschaffen. Es sind aber keine klassischen Buchillustrationen, die direkt das Wort ins Bild umsetzen, vielmehr werden die theologischen und politischen Äußerungen Luthers in symbolisch aufgeladene Stillleben transformiert. Seine Bilder sind dabei altmeisterlich angelegt, voller sinnlicher und verführerischer Formen. Doch sollte man sich nicht von der trügerischen Schönheit dieser Werke irritieren lassen, sondern sich vielmehr in die subtile Welt Michael Triegels hineinfühlen. Hübsch und bewunderungswürdig: Die beiden großformatigen Entwürfe für die Fenster der katholischen Schloss- und Pfarrkirche St. Maria in Köthen. In dieser, leider viel zu kleinen, gleichwohl ansehnlichen Ausstellung kommt man nicht umhin, die Vereinnahmung der Bilder, die Leuchtkraft der Farben und Michael Triegels unstillbaren Drang, die Religion durch die Kunst zu retten, zu loben. Er schafft es, wie vielleicht kein Zweiter, durch seine Bildsprache, die Menschen für Religion zu öffnen und zu begeistern.

Mir gefällt seine extreme Perfektion, schon beinahe überirdisch. Manchmal sehe ich ihn angespannt durch die City gehen und ich denke, er treibt sich wieder einmal zu neuen Höchstleistungen voran.

Der Beitrag ist erschienen auf LEIPZIGS NEUE Seiten im Juli 2017