Am 8. November 1939, 21:20 Uhr, wurde der Münchener Bürgerkeller, in dem die alljährliche Traditionsveranstaltung zum Hitlerputsch 1923 stattfand, von einer gewaltigen Detonation erschüttert. Sieben Menschen starben, über 60 wurden verletzt. Doch der, dem der Anschlag galt, hatte aus unvorhergesehenen Gründen bereits zehn Minuten vor der Explosion den Ort des Geschehens verlassen: Adolf Hitler.
Der Attentäter, der sich darauf ein Jahr lang akribisch vorbereitet hatte, war der schwäbische Tischlergeselle Georg Elser. Er fühlte sich der Arbeiterschicht zugehörig und lehnte aus einer linksorientierten Einstellung den faschistischen Nationalsozialismus ab. Seine Absicht war es, den vom deutschen Faschismus ausgelösten Krieg, der bereits acht Wochen andauerte, durch den Tod Hitlers beenden zu helfen. Elser hatte keine Verbindung zu Teilen des militärischen Machtapprates oder zu anderen Kräftegruppierungen und zu keinen politischen Widerstandsgruppen. Eine Verschwörung zum Sturz des Regimes anzustreben, lag außerhalb seinen Möglichkeiten. Er war ein allein Handelnder, der für das Vorhaben nur das notwendige Wissen und das fachliche Können besaß. Die eingesetzte Zeitbombe fertigte er allein an.
Georg Elser wurde am 4. Januar 1903 in Hermaringen/Kreis Heidenheim geboren. Die Eltern bestritten den familiären Lebensunterhalt von einem bescheidenen landwirtschaftlichen Anwesen und einem kleinen Holzhandel. Im Frühjahr 1922 schloss er als Bester seine Tischlerlehre ab. Bedingt durch die wirtschaftliche Lage der Familie, half er ihr bei Feld- und Waldarbeiten, bevor er 1924/25 als Tischlergeselle auf Wanderschaft ging. Ihr schloss sich eine oft wechselnde Berufsarbeit an, bis er durch die Aufrüstungspolitik einen festen Arbeitsplatz erhielt. Vor 1933 wählte er regelmäßig die KPD wegen ihrer sozialpolitischen Programmatik, ohne ihr anzugehören oder für sie tätig zu sein. 1928 war er, angeregt durch einen Arbeitskollegen, dem Roten Frontkämpferbund (RFK) beigetreten, an dessen Aktivitäten er keinen Anteil hatte.
Während Hitler in München noch sprach, wurde Elser, der sich einer Festnahme entziehen wollte, an der Grenze zur Schweiz von Zollbeamten gestellt und an die Grenzpolizei übergeben. Danach wurde er an die in München gebildete Sonderkommission zur Untersuchung des Attentats übergeben. Um »ausländische Auftraggeber bzw. Geldgeber oder innerdeutsche Kontaktpersonen« zu ermitteln, wurde er der Gestapo in Berlin überstellt und im KZ Sachsenhausen als »Sonderhäftling« inhaftiert. Um seine alleinige Täterschaft zu belegen, baute er im Auftrag der Gestapo seine Höllenmaschine nach. Am 9. April 1945 wurde Georg Elser auf Weisung von Berlin im KZ Dachau getötet.
Ihm, dem mutigen antifaschistischen Widerstandskämpfer zu Ehren, beschloss vor wenigen Wochen der Leipziger Stadtrat auf Antrag der Fraktion DIE LINKE, die Gasthofbrücke, die sich zwischen Dreilindenstraße und Luppenstraße befindet, nach ihm zu benennen.
Der Beitrag ist erschienen in Sachsens Linke! im April2020.
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