Paulinum

Foto: Daniel Merbitz

Paulinum

Von Werner Wolf

Fünfzig Jahre nach der letzten Aufführung des Bachschen Weihnachtsoratoriums in der Alten Universitätskirche erklang nun das Werk im Dezember des vergangenen Jahres mit dem Universitätschor und dem Pauliner Barockorchester unter Leitung des Universitätsmusikdirektors David Timm erstmals in der Neuen Universitätskirche.

Im Dezember 1967 hoffte man noch, die zahlreichen Eingaben prominenter Persönlichkeiten könnte die SED-Führung zur Vernunft bringen. Nun scheint der Neubau die barbarische Sprengung von 1968 für die jungen Generationen fast vergessen zu machen. Und den teils kuriosen Debatten ob Kirche oder Aula zum Trotz: Das ganze Haus mit dem Altarraum in Richtung Westen und Chor- und Orgelempore nach Osten erweist sich als Kirche. Auch der Charakter der Hallenkirche blieb, auch wenn die mittleren Säulen nur im Gewölbe hängen.

So weckte die stark beeindruckende Aufführung der ersten drei Kantaten des Weihnachtsoratoriums unter David Timms suggestiver Leitung für die älteren Konzertbesucher viele Erinnerungen. Für die Interpreten, aber auch für die Konzertbesucher stellte sich zudem die Frage nach der Akustik des neuen Hauses. Die kann im Großen und Ganzen positiv beantwortet werden, wird aber noch weiter zu erkunden sein. Im Vergleich zum großen Nachhall und der geringeren Möglichkeit instrumentaler Differenzierung erweist sich die neue Kirche als hellhörig und ermöglicht ein klares und kultivierteres Klangbild. Das Klangverhältnis zwischen Streich-, Holz- und Blechblasinstrumenten wird gewiss noch weiter auszubalancieren sein. Doch konnten die Solisten Gesine Adler, Klaudia Zeidler, Daniel Johannsen, Matthias Vieweg, der Chor und das Orchester schon jetzt ausdrucksreich singen und musizieren. So darf man die weiteren Konzerte freudig erwarten.

Der Beitrag ist erschienen auf LEIPZIGS NEUE Seiten im Februar 2018