Stiefel »Floras Present«, Italien, Deutschland, 2017, Stickerei in Seide auf textile OberflächeFoto: Grassi Museum / Esther Hoyer
Stickerei statt Einerlei
Von Lavinia Hudson
Was sagt uns Mode? Ist sie ein Ausdruck von gesellschaftlicher Zugehörigkeit, Schönheit, sozialem Status oder einfach nur ein schnell vergänglicher Trend? Wie wird sie einzigartig? Kleidung mit Nadel und Faden zu besticken, sie zu veredeln, zu schmücken gehört zu einer der frühesten Kulturtechniken. Das Grassi Museum für Angewandte Kunst in Leipzig präsentiert in der Ausstellung »History in Fashion. 1500 Jahre Stickerei in der Mode« dieses vielfältige und faszinierende Verfahren.
Auch zeitgenössische Themen werden in der Ausstellung diskutiert: Schnelllebigkeit von Mode und technische Entwicklung ebenso wie Gender-Fragen, Globalisierung und Nachhaltigkeit. Stickerei erfüllt immer das Bedürfnis, Individualität und Bedeutung in Kleidung einzuschreiben. Als Kontrast zum sich immer schneller drehenden Modekarussell und zur Massenproduktion erlebt diese jahrhundertealte Technik der Individualisierung ein Comeback auch in der heutigen Modewelt. Und die Stickerei spannt einen Bogen von der Zeichnung die über Malerei bis zur Plastik. Mit ihr lassen sich Bildideen in verschiedenen Materialen auf Gewebe setzen oder werden dreidimensional in die Fläche aufgebracht.
Mode sagt also mehr über uns als wir zunächst denken. Und Stickerei ist ein Teil dieser Modewelt. Wer also mehr über diese alte und wiederentdeckte Kulturtechnik lernen oder sehen möchte sollte die Ausstellung im Grassi Museum für Angewandte Kunst nicht verpassen.
Der Beitrag ist erschienen auf LEIPZIGS NEUE Seiten im Februar 2020