Franz Stephan war ein Todesopfer des stalinistischen Terrors in den dreißiger Jahren. Geboren am 5. Mai 1894 in Habelschwerdt/Schlesien, kam er nach seiner Schriftsetzerlehre nach Gera, wo Ende 1914 seine Einberufung zum militärischen Kriegsdienst erfolgte. Durch einen Lungenschuss schwer verwundet, wurde er schließlich im Frühjahr 1916 in den Zivildienst entlassen.
1918 trat er der im April 1917 in Gotha gegründeten USPD bei und kam 1920 mit ihrem linken Flügel zur KPD. Nach wenigen Jahren wurde er Mitglied der KPD-Bezirksleitung Thüringen und auf dem X. Parteitag 1925 für Thüringen in die Politische Kommission des Zentralkomitees der KPD gewählt. In der Folgezeit war Stephan Sekretär der Bezirksleitung und ab 1930 Leiter der »Revolutionären Gewerkschaftsopposition (RGO) Thüringen« sowie Redakteur der KPD-Zeitung »Der Erwerbslose«. 1931 übernahm er redaktionelle Verantwortung bei der »Hamburger Volkszeitung« und danach von August bis Oktober die eines Gewerkschaftsredakteurs bei der »Schlesischen Arbeiterzeitung« in Breslau.
Als nach der Errichtung der faschistischen Diktatur die 0berreichsanwaltscha gegen Franz Stephan ermittelte, flüchtete er mit seine Frau Marie und seiner Tochter Ilse in die Sowjetunion. Unter dem Parteinamen Kurt Löffler kam er zunächst ins Exekutivkomitee der »Roten Gewerkschaftsinternationale« (RGI) in Moskau. 1933/34 war er Kulturleiter für die ausländischen Arbeiter in Rybinsk und Tscheljabinsk. Danach wurde er nach Odessa versetzt und arbeitete als Redakteur an der dortigen deutschen Rayonzeitung.
Am 17. September 1936 wurde Franz Stephan zusammen mit seiner Frau Marie vom Geheimdienst NKWD verhaftet, die wahrscheinlich während der Haft verstarb. Ihr Ehemann wurde verurteilt zur Höchststrafe: Tod durch Erschießen, vollstreckt am 25. April 1937. Seine Tochter Ilse konnte erst im September 1956 in die DDR ausreisen. Anfang Januar 1959 informierte die Zentrale Parteikontrollkommission (ZPKK) Ilse Stephan mündlich über die posthume Rehabilitierung Ihrer Eltern durch die Staatsanwaltschaft der UdSSR.
2004 konnten Hermann Weber und Andreas Herbst in dem von ihnen verfassten »Biographischen Handbuch: Deutsche Kommunisten – 1918 bis 1945« erstmals darüber berichten. Am 10. Oktober 1993 wurde in Butovo, am Ort der Erschießungen, ein Gedenkstein errichtet mit der Aufschrift: »An dieser Stelle des Butover Schießgeländes wurden in den Jahren 1937–1953 viele Tausende Opfer politischer Repressionen vom NKWD-MGB heimlich erschossen und beerdigt. Zum ewigen Gedenken an sie.«
Der Beitrag ist erschienen in LINKS! im April 2017
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