Geboren am 3. Januar 1887 in Magdeburg, leitete Karl Baier am 5. November 1918 den Matrosenaufstand in Cuxhaven. Er war Vorsitzender des dortigen Arbeiter- und Soldatenrates und gehörte dem 53er Ausschuss der Marine an, den er in der Vollversammlung sowie im Vollzugsrat der Berliner Arbeiter- und Soldatenräte vertrat. In dessen Auftrag nahm er als Gast am Gründungsparteitag der KPD teil.
Vorausgegangen waren 1912 sein Eintritt in die SPD und seine Kontakte zu den Bremer Linken. Ab 1915 hatte er in Wilhelmshaven und ab 1917 in Cuxhaven politische Zirkel gebildet, in denen die Bremer „Arbeiterpolitik“ und die „Spartakusbriefe“ diskutiert wurden.
Nach seiner ab 1917 währenden Mitgliedschaft in der USPD wird Baier Anfang 1919 Mitbegründer der Magdeburger KPD-Organisation, die ihn zu ihrem Vorsitzenden wählt. 1921 erfolgt seine Wahl als Abgeordneter des Provinzialsächsischen Landtags. Es ist die Zeit, in der er wiederholt für mehrere Monate inhaftiert wird. 1925 wird er leitender Mitarbeiter im Zentralvorstand der Roten Hilfe Deutschlands (RHD). Im Zuge des massiven Richtungsstreits in der KPD wird er jedoch als Kritiker des ultralinken Kurses im Juli 1929 aus der Partei ausgeschlossen, verbunden mit dem Verlust aller Ämter in der RHD, woraufhin er der KPD-Opposition beitritt. 1932 schließt er sich der Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (SAPD) an und gehört ab März 1933 zu deren illegaler Reichsleitung.
Im August 1933 wird Baier verhaftet und im Dezember zu zweieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt, die er in Plötzensee und Tegel verbringt. Nach seiner Entlassung ist er wiederum illegal tätig, wofür er ein von ihm 1936 gegründetes und bis 1945 existierendes Versandgeschäft nutzt. Er hat Kontakte zu der von Anton Saefkow geleiteten Widerstandsgruppe und leistet eine vielfältige Hilfe für untergetauchte Nazi-Gegner und jüdische Familien.
Nach der Befreiung ist er in Fangschleuse bei Erkner für kurze Zeit deren erster Antifa—Bürgermeister. Er kehrt Mitte 1945 nach Berlin zurück und übernimmt im neu gegründeten Magistrat die Leitung des Sonderdezernats für Flüchtlinge und Heimkehrer. Danach (1948) wird er mit der Leitung des Hauptsozialamtes beauftragt und ebenso 1950 mit dem soeben geschaffenen Amtes für Kirchenfragen.
Als vormaliges Mitglied „parteifeindlicher Gruppen“ wird er 1951 im Zuge der „Parteiüberprüfung“ aus dem Staatsapparat entfernt und aus der SED ausgeschlossen. Auf seinen Protest und die Intervention des Parteivorsitzenden Wilhelm Pieck hin macht die ZPKK den Ausschluss von Baier noch im selben Jahr rückgängig. Ab 1952 arbeitet er im Gewerkschaftsverlag „Tribüne“. Im Februar 1960 geht er in Rente und leistet in verschiedenen Funktionen ehrenamtliche Arbeit.
Karl Baier verstirbt am 12. April 1973 in Berlin.
Der Beitrag ist erschienen in LINKS! im 2017.
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