Geboren am 19. April 1912 Dresden, absolvierte Gerhart Ziller von 1926 bis 1930 die Lehre als Elektromonteur und technischer Zeichner sowie danach in der Abendschule die Ausbildung zum Maschienenbauingenieur. Bereits während seiner Lehrzeit wurde er Mitglied des Kommunistischen Jugendverbandes (KJVD) und des Deutschen Metallarbeiter-Verbandes (DMV). 1930 trat er in die KPD ein und war bis 1933 Redakteur der KPD-Zeitung »Arbeiterstimme«.
Unmittelbar nach der Errichtung der faschistischen Diktatur wurde Ziller im Januar 1933 für sechs Wochen inhaftiert.
Danach war er als Gelegenheitsarbeiter tätig, im September 1933 folgte seine erneute Festnahme. Ein Sondergericht in Freiberg verurteilte ihn »wegen Aufrechterhaltung des verbotenen KJVD« zu einem Jahr Zuchthaushaft, die er bis Januar 1935 in Waldheim verbrachte.
Von 1937 bis 1944 arbeitete er als Ingenieur in Dresden, bis er im Juli 1944 wegen Verbindung zur antifaschistischen Bewegung »Freies Deutschland« abermals verhaftet wurde. Zunächst ins KZ Sachsenhausen verschleppt, war er ab Februar 1945 bis zur Befreiung durch die US-Armee im April 1945 in Leipzig inhaftiert.
Befreit von der mörderischen faschistischen Diktatur, gehörte Gerhart Ziller zu den Aktivisten der ersten Stunde des lebensrettenden wirtschaftlichen Neuaufbaus. Er übte in Sachsen verschiedene leitende Funktionen aus, vor allem in der Brennstoffindustrie und der Energiewirtschaft, und war schließlich von April 1949 bis Oktober 1950 als Minister für Industrie und Verkehr der Landesregierung Sachsen tätig.
Damit hatte Ziller wesentlichen Anteil an der Schaffung der lebenswichtigen wirtschaftlichen Grundlagen der antifaschistisch-demokratischen Ordnung nicht nur in Sachsen.
Im November 1950 wurde Gerhart Ziller zum Minister für Maschinenbau der Regierung der DDR berufen. Im Februar 1953 übernahm er die Leitung des Ministeriums für Schwermaschinenbau.
Im Juli 1953 folgte seine Wahl zum Mitglied und Sekretär für Wirtschaft des ZK der SED. Ebenso gehörte er ab demselben Jahr der Volkskammer der DDR an, in der er ab 1954 Vorsitzender ihres Wirtschaftsausschusses war.
Es war die Zeit, in der unter dem Druck der Zuspitzung des Kalten Krieges die Politik des forcierten Aufbaus des Sozialismus betrieben wurde, die von der Wirtschaft des Landes gewaltigste Leistungen verlangte. Ziller, der wie wohl kein zweiter genaueste Sachkenntnis von der Lage der Wirtschaft der DDR und deren optimaler Leistungskraft besaß, erkannte, dass das auf Dauer ohne ernsthafte Schädigung der Wirtschaft nicht möglich war. Daher trat er 1956 in der Parteiführung dafür ein, die weitere Entwicklung in der DDR mit mehr realistischem Blick zu betreiben und eine längere Zeitspanne für den Aufbau des Sozialismus zu veranschlagen. Statt sachlich darüber zu befinden, wurde jedoch diese Ansicht nicht nur zurückgewiesen, sondern zugleich auch als revisionistische Konzeption bezeichnet.
Damit war Ziller neben Karl Schirdewan und Ernst Wollweber ins Zentrum der innerparteilichen Auseinandersetzungen gerückt. Sein Freitod am 14. Dezember 1957 im Alter von nur 50 Jahren erfolgte inmitten der Angriffe auf ihn. Sein Nachfolger im Amt wurde Heinrich Rau.
Der Beitrag ist erschienen in LINKS! im Dezember 2017.
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