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Friedrich Ebert

Friedrich Ebert, zwei Wochen vor seinem Ableben. Quelle: Bundesarchiv

Vor 90 Jahren verstorben:
Friedrich Ebert

Von Kurt Schneider

Am 4. Februar 1871 als Sohn eines Schneidermeisters in Heidelberg geboren, war Friedrich Ebert das erste demokratisch gewählte Staatsoberhaupt in der deutschen Ge-schichte. Nach dem Tode von August Bebel wird Friedrich Ebert im September 1913 zum gleichberechtigten Parteivorsitzenden der SPD neben Hugo Haase gewählt. Bei Ausbruch des I. Weltkrieges ist er gewillt, das »Vaterland zu verteidigen« und begründet nach der Bewilligung der Kriegskredite die »Burgfriedenspolitik«, deren Gegner 1917 die USPD gründen. Dem drohenden Ausbruch der Revolution versucht er mit der Forderung nach der Abdankung des Kaisers entgegenzutreten. »Wenn der Kaiser nicht abdankt«, erklärt er, »dann ist die soziale Revolution unvermeidlich. Ich aber will sie nicht, ja, ich hasse sie wie die Pest«.

Am 9. November 1918 ruft Friedrich Ebert in Berlin die »Deutsche Republik« aus. Dass wenig später Karl Liebknecht die »Sozialistische Republik« proklamiert, missbilligt er. Mit der Bildung des Rates der Volksbeauftragten wird Ebert gleichberechtigt mit Hugo Haase dessen Vorsitzender. Der erste Satz des vom Rat erlassenen Aufrufes lautet irreführend: »Der heutige Tag hat die Befreiung des Volkes vollendet.« Bürgerkriegsähnliche Unruhen erfassen das Land. Karl Liebknecht, Rosa Luxemburg und andere werden von Konterrevolutionären ermordet.

Am 19. Januar 1919 finden die Wahlen zur Nationalversammlung statt. Die SPD erreicht mit rd. 38 Prozent der Stimmen ihr bisher bestes Wahlergebnis. Am 11. Februar 1919 wird Friedrich Ebert zum Reichspräsidenten gewählt Er erklärt, das Amt nicht im Dienste einer Partei, sondern aller Deutschen ausüben zu wollen.

Am 11. August 1919 setzt er mit seiner Unterschrift die Weimarer Verfassung, die den Grundstein für eine parlamentarisch-demokratische Ordnung bildet, in Kraft. Der Versailler Friedensvertrag wird die erste große Belastungsprobe für die junge Republik. Über den deutsch-russischen Vertrag von Rapallo, im Alleingang von Kanzler Wirth und Außenminister Rathenau abgeschlossen, ist er nachhaltig verstimmt Mit Moskau wollte er keine Verhandlungen. Die Herrschaft der Bolschewiki war ihm suspekt Innenpolitisch war er ein entschiedener Verfechter der großen Koalition Doch während seiner sechsjährigen Amtszeit als Reichspräsident erlebt er zwölf Kabinette unter neun verschiedenen Reichskanzlern. In dieser turbulenten Zeit verlor die SPD mehr als ein Drittel ihrer Wähler und wurde nunmehr Oppositionspartei. Dennoch verblieb Ebert in seinem Amt, wenngleich sich die Konflikte mit der eigenen Partei mehrten.

Am 28. Februar 1925 verstirbt Friedrich Ebert an den Folgen eines Blinddarmdurchbruchs und wird auf dem Heidelberger Bergfriedhof beigesetzt. Sein Nachfolger wird Paul von Hindenburg, ein Militär und Antidemokrat, der im Januar 1933 Adolf Hitler zum Reichskanzler ernennt.

Zwei Tage nach Eberts Tod rief die SPD eine Stiftung mit seinem Namen ins Leben, die ein hohes Ansehen hat 1986 entstand unter dem Namen »Stiftung Reichspräsident Friedrich-Ebert-Gedenkstätte« eine überparteiliche Stiftung öffentlichen Rechts mit Sitz in seiner Geburtsstadt Heidelberg.

Der Beitrag ist erschienen in LEIPZIGS NEUE im Februar 2015.
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