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Vor 70 Jahren hingerichtet:
Otto Engert

Von Kurt Schneider

Geboren in Brösdorf (Thüringen) und von Beruf Zimmermann, wurde Otto Engen mit 18 Jahren Mitglied der SPD. 1917 trat er zur USPD über und kam mit deren linken Flügel zur KPD. Vbn 1922 bis 1928 politischer Ieiter des KPD-Unterbezirks Altenburg/Thüringen gehörte er dem Kreisrat von Altenburg an und war von 1922 bis 1924 Abgeordneter des Thüringer Landtages.

Wegen seiner Kritik an der ultralinken Politik, von der er sagte: »Wir treiben eine Politik, die die Massen nicht verstehen«, wurde er mit der Mehrheit seiner Fraktion 1928 aus der KPD ausgeschlossen. Daraufhin schlossen er und seine Ortsgruppe sich der KPD Opposition an. Er wurde im Juli 1929 Bürgermeister in Neustadt am Rennsteig.

1933 verhaftete ihn in Leipzig die Gestapo und verurteilte Engert zu acht Monaten Gefängnis. Danach verschleppten ihn die Nazis in die KZ Colditz und Sachsenburg. Nach seiner Entlassung 1941 stieß er in Leipzig zu der illegalen Parteiorganisation, die von Georg Schumann geleitet wurde. Wesentlichen Anteil hatte Otto Engert an der Herstellung von Verbindungen zu illegalen städtischen KPD-Gruppen in Sachsen und an der Zusammenarbeit mit der KPD-Organisation in Thüringen. Als Mitglied der neu gebildeten KPD-Bezirksleitung Leipzig/Westsachsen erarbeitete er, mit Georg Schumann und Alfred Schmidt, im Frühjahr 1943 die »Leitsätze über die Liquidierung des imperialistischen Krieges und der Naziherrschaft (Plattform)«, die in der Folgezeit von ihnen, in Zusammenarbeit mit der Thüringer und Berliner Parteiorganisation, präzisiert wurden. Anfang März 1944 erschien unter Verantwortung von Engert die erste Nummer der Zeitung »Widerstand gegen Krieg und Naziherrschaft«, von der drei Ausgaben erscheinen konnten. Als Vertreter der operativen Leitung der KPD in Deutschland verhandelte er im Frühsommer 1944 mehrmals mit General Fritz Lindemann in Dresden, der zur Gruppe der Verschwörer vom 20. Juli gehörte und die Gespräche im Auftrag Stauffenbergs führte.

Am 19. Juli 1944 wurde Engert festgenommen und am 21. November 1944 zusammen mit Georg Schumann und Kurt Kresse zum Tode verurteilt und mit ihnen am 11. Januar 1945 in Dresden hingerichtet. Einen Tag später ermordeten die Faschisten Arthur Hoffmann, Alfred Frank, Karl Jungbluth, Georg Schwarz, William Zipperer, Wolfgang Heinze und Richard Lehmann. Engerts Ehefrau war zuvor zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt worden.

Der Beitrag ist erschienen in LEIPZIGS NEUE im Januar 2015.
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