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Prof. Dr. Karl Huber

Quelle: Bundesarchiv, Bild 146II-744 / CC-BY-SA 3.0

Vor 75 Jahren ermordet:
Prof. Dr. Kurt Huber

Von Kurt Schneider

Am 24. Oktober 1895 in Chur/ Schweiz geboren und in Stuttgart aufgewachsen, hatte Kurt Huber in München Philosophie und Musikwissenschaft studiert. In seinen letzten Lebensjahren war er als Professor für Philosophie und PsychoIogie an der Universität München tätig. Er war der einzige Hochschullehrer der Philosophischen Fakultät, dem es noch Anfang 1943 in seinen Vorlesungen gelang, Hörer aller Fakultäten zu faszinieren. Seine humanistische Weltsicht war geprägt von der deutschen Aufklärung, getreu dem Wort, so zu handeln, »als hinge von Dir und deinem Tun allein das Schicksal ab der deutschen Dinge, und die Verantwortung wär’ Dein«.

Gemäß dieser Lebensmaxime verabscheute Kurt Huber zutiefst die faschistische Gewaltherrschaft und sah sich in der sittlichen Pflicht, sie zu bekämpfen. Als er 1942 den Medizinstudenten Hans Scholl, dessen Schwester Sophia und deren Freunde kennenIernte, fühlte er sich zu ihnen stark hingezogen. Der Inhalt der von ihnen verbreiteten »Flugblätter der Weißen Rose«, mit denen sie zum Widerstand der deutschen Bevölkerung gegen die Verbrechen des Hitlerregimes beitragen wollten, entsprach auch seiner Gesinnung und Haltung, seiner tiefen Ablehnung der nazistischen Barbarei.

Vom gegenseitigen Vertrauen geleitet, nahm nunmehr Kurt Huber, der einen wesentlichen Einfluss auf die Gruppe gewann, an deren Beratungen teil, half beim Schreiben neuer Texte. Als die katastrophale Niederlage der faschistischen Armee in Stalingrad eintrat, wählten ihnen die Mitglieder der Gruppe als akademische Autorität aus, um das sechste Flugblatt – das im Verlauf der folgenden Ereignisse zum letzten werden sollte – in der Sprache eines jungen Studenten zu verfassen, der angesichts der Wende im Kriegsverlauf voller Leidenschaft seine Kommilitonen zur Befreiung Deutschlands von der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft aufrief.

Am 27. Februar 1943, wenige Tage nach der Hinrichtung der Geschwister Scholl (24 und 21 Jahre) und Christoph Probst (23 Jahre), wurde Kurt Huber von der Gestapo verhaftet. Zusammen mit dem jungen Hilfsarzt Wilhelm Graf (25 Jahre) und dem Medizinstudenten Alexander Schmorell (25 Jahre), die die »Flugblätter der Weißen Rose« auch in anderen Städten verbreitet hatten, stand er zwei Monate später vor den Naziblutrichtern, die am 19. April 1943 in München über sie das Todesurteil verhängten. Weitere Helfer und Mitwisser erhielten am 13. Juli 1943 Freiheitsstrafen zwischen sechs Monaten und zehn Jahren. Kurt Huber und Alexander Schmorell wurden am 13. JuIi 1943 im Strafgefängnis München-Stadelheim hingerichtet. Wilhelm Graf starb am 12. Oktober 1943 auf dem Schafott.

Im überlieferten Entwurf seines Schlusswortes vor dem Gericht betont Kurt Huber, dass er als Recht und Pflicht in Anspruch nehme, »daß meine Meinung zur Besinnung auf die alIein dauerhaften Fundamente eines Rechtsstaates das oberste Gebot der Stunde ist Ich setze für diese Mahnung, für diese beschwörende Bitte zur Rückkehr mein Leben ein.«

Der Beitrag ist erschienen in LINKS! im Juli 2018.
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