»Dieser Brief ist das letzte Lebenszeichen und Liebeszeichen von mir«, schrieb Wilhelm Beuttel angesichts seiner bevorstehenden Hinrichtung seiner Lebensgefährtin Maria: »Heute, am 27. Juli, 15 Uhr, wird mein Kopf, der so viele liebe Gedanken für Dich barg, in den Sand rollen.«
Geboren am 10. August 1900 als Sohn eines Lederarbeiters in Friedberg/Hessen, erlernte er das Schneiderhandwerk. Sein Vater war Mitglied der SPD. Er und seine Ehefrau, eine Tabakarbeiterin, sorgten dafür, dass ihr Sohn Wilhelm frühzeitig mit Schriften August Bebels vertraut wurde. 1917 trat er siebzehnjährig in die USPD ein und schloss sich 1920 mit deren linken Flügel der KPD an. Er wurde im Bezirk Hessen Funktionär der kommunistischen Jugend und danach Organisationsleiter für den KPD-Bezirk Hessen-Kassel. Von 1929 bis 1931 besuchte er die Leninschule in Moskau. Anschließend war er Organisationsleiter für den KPD-Bezirk Hessen-Frankfurt und gehörte zeitgleich bis zur Errichtung der faschistischen Terrorherrschaft 1933 als Abgeordneter dem Hessischen Landtag an.
Zunächst in Hessen für die KPD illegal tätig, übernahm er Anfang 1934 die Leitung der Roten Hilfe in Berlin und organisierte die Unterstützung für die Familien eingekerkerter Antifaschisten. Nach der Verhaftung seines Mitarbeiters Rudolf Claus musste er im Herbst 1934, verfolgt von der Gestapo, aus Deutschland fliehen. In Paris leitete er bis 1938 die Schulung der Partei.
1942 kehrte Wilhelm Beuttel als Beauftragter des ZK der KPD nach Deutschland zurück, wo er der illegalen antifaschistischen Widerstandsgruppe Wilhelm Knöchel angehörte. Durch Verrat gelang es der Gestapo, Mitglieder dieser Gruppe zu inhaftieren, darunter im Januar 1943 auch Wilhelm Beuttel. Der »Volksgerichtshof« verurteilte im Juni 1944 Wilhelm Knöchel, Willi Seng, Alfons Kaps, Alfred Kowalke und Wilhelm Beuttel zum Tode. Am 27. Juli 1944 erfolgte ihre Hinrichtung.
Im anfangs genannten Brief heißt es weiter: »Wenn ich daran denke, wie wir so oft gemeinsam der Matthäus-Passion gelauscht haben und … auf der Tribüne des Konzertgebäudes der Schlusschor von Beethovens Neunter Symphonie losbrauste, dann wird mir doch ein wenig weh ums Herz. ›Alle Menschen werden Brüder.‹ Ja, dafür habe ich gelebt und gekämpft von frühester Jugend an.«
Der Beitrag ist erschienen in LINKS! im Juii 2019.
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