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Käthe Niederkirchner

Foto:Bundesarchiv

Vor 105 Jahren geboren:
Käthe Niederkirchner

Von Saskia Wieck

»Ich hätte doch so gern die neue Zeit erlebt. Es ist so schwer, kurz vorher gehen zu müssen.«, schrieb Käthe Niederkirchner, von Freunden Katja genannt, einen Tag vor ihrer Ermordung im KZ Ravensbrück am 28. September 1944. Ein Jahr zuvor wurde sie im Zug nach Berlin, wo sie an der Vernetzung illegaler Gruppen arbeiten sollte, verhaftet und grausamen Verhören ausgesetzt. Aus einem sowjetischen Flugzeug war sie am 7. Oktober 1943 mit einem Fallschirm in der Nähe von Polen hinter den deutschen Linien abgesprungen.

Die Tochter von Michael Niederkirchner wurde am selben Tag 1909 geboren, trat 1925 dem KJVD, 1929 der KPD bei und erlernte den Schneiderberuf. Im November 1932 wurde sie wegen ihrer Beteiligung am Berliner Verkehrsarbeiterstreik verhaftet und, da die Familie aus Ungarn stammend ohne Staatsbürgerschaft in der Stadt lebte, des Landes verwiesen. Sie emigrierte in die UdSSR, wo sie studierte und u.a. fiir deutschsprachige Sendungen des Moskauer Rundfunks arbeitete, und heiratete hier im Juli 1941 Heinz Wieland. Ihr Bruder, Paul Niederkirchner, wurde 1938 in Moskau vom NKWD verhaftet und am 19. Oktober erschossen. Nach dem Überfall Nazideutschlands meldete sie sich freiwillig zum illegalen Einsatz hinter der Front.

»Meinem lieben, treuen Vater müsst ihr sagen, dass ich ihm keine Schande gemacht habe. Ich habe niemanden verraten«, bat sie die Freunde aus der Haft. Nach dem Krieg erzählte Mia Niederkirchner, Mitarbeiterin beim ZK der SED, dem Autor Eberhard Panitz die Lebensgeschichte ihrer Schwester, woraus 1955 ein Buch entstand. Mehr als 300 Einrichtungen, Betriebe und Straßen trugen in der DDR den Namen der deutschen Antifaschistin.

Der Beitrag ist erschienen in LEIPZIGS NEUE im 2015.
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