Geboren am 16. Oktober 1910 als neuntes Kind eines Kutschers, lernte Berta Karg Verkäuferin. Mit 16 Jahren trat sie in den Kommunistischen Jugendverband Deutschlands (KJVD) und mit 18 Jahren in die KPD ein. Ab 1929 war sie beruflich als Stenotypistin in der KPD-Bezirksleitung Halle-Merseburg tätig. Nach ihrem Besuch eines Jugendlehrganges an der Leninschule in Moskau 1931, war sie zunächst Mitarbeiterin des KJVD, in dessen ZK sie im Herbst 1932 kooptiert wurde. Zu Beginn der faschistischen Diktatur leitete sie unter dem Decknamen Klara Mathies den KJVD in Thüringen und ab Mitte Juli 1933 den illegalen KJVD in Baden-Pfalz und Niederrhein. Dort arbeitete sie eng mit der katholischen Widerstandsgruppe um Kaplan Josef Rossaint zusammen.
Am 31. Januar 1934 wurde Berta Karg in Düsseldorf verhaftet. Sie wurde schwer gefoltert. Illegale Berichte informierten darüber, dass Berta Karg bei Verhören im Düsseldorfer Polizeipräsidium »halb totgeschlagen« worden ist. Man hing sie an den Füßen auf »und prügelte sie derart, dass sie später wochenlang in einem Wasserbett liegen musste«. Nach sechs Wochen kam sie in Untersuchungshaft. Am 25. Juni 1935 wurde Berta Karg vom »Volksgerichtshof« zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt. Nach fünfeinhalb Jahren strengster Isolierhaft wurde sie von Jauer in Schlesien nach dem sächsischen Waldheim überstellt. In dieser Zeit soll sie sich zum Katholizismus bekannt haben.
Im Berliner Katholiken-Prozeß im April 1937 gegen sieben katholische Antifaschisten entlastet sie mit ihren Aussagen als aus dem Zuchthaus geladene Zeugin den Hauptangeklagten Kaplan Josef Rossaint und seine Mitangeklagten. Die Verteilung von 100 bis 150 Exemplaren einer verbotenen Zeitschrift sei nicht von Rossaint, sondern nach eigenem Ermessen durch sie erfolgt. Dem Richter, der Rossaint eine kommunistische Gesinnung unterstellte, antwortete sie: »Nein, Rossaints Haltung war bestimmt von reiner Menschlichkeit und christlicher Nächstenliebe. Gegen die Ziele der Kommunisten hatte er starke religiöse Einwände. Aber als Funktionärin des kommunistischen Jugendverbandes, der die Einheit der deutschen Jugend für den Frieden und die Freiheit Deutschlands anstrebt, war es meine Pflicht, auch zur katholischen Jugend Verbindung zu suchen.«
Nach ihrer Befreiung durch die Rote Armee am 6. Mai 1945 war Berta Karg zunächst KPD-Funktionärin in Chemnitz und Dresden, bevor sie Anfang 1946 nach Bayern zurückkehrte und Sekretärin für Frauenarbeit in der dortigen KPD-Landesleitung wurde. Wegen »ungeklärter Fragen« während ihrer Haftzeit, schied sie jedoch 1947 aus der hauptamtlichen Parteiarbeit aus. Sie wurde Geschäftsführerin des »Bundes christlicher Sozialisten« und danach von 1950 bis 1952 Landessekretärin der VVN Bayern.
1952 wurde Berta Karg wegen angeblichen Verrats während ihrer faschistischen Haft aus der KPD ausgeschlossen. Bis 1970 arbeitete sie in der Münchner Stadtverwaltung und war 1969 der DKP beigetreten. Berta Karg erlag während eines Urlaubsaufenthaltes in der DDR am 12. August 1985 einem Herzinfarkt.
Der Beitrag ist erschienen in LEIPZIGS NEUE im Oktober 2015.
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