Haben Sie schon alle Weihnachtsgeschenke zusammen? Und werden sich die Beschenkten auch darüber freuen? Doch es gibt ja die Möglichkeit des Umtauschs – oder sollte man lieber gleich Geld schenken? Manche Kinder schreiben noch »Wunschzettel an den Weihnachtsmann«. Doch bei vielen lesen sich diese wie die Bestelllisten für ein Warenhaus, mit genauer Beschreibung aller Details. Das sind Forderungen und keine Wünsche. Und wehe, man folgt nicht exakt diesen Beschreibungen!
Aber wozu überhaupt Geschenke? Um Freude zu bereiten – mit Gaben. Es muss ein sehr alter Brauch sein – wer weiß woher. Noch vor dem Tausch von Waren gab es den »Gabentausch«: Geschenke machen mit der unausgesprochenen Erwartung von Gegengeschenken. Es war eine Form, in der sich die Beziehungen der Menschen zueinander äußerten. Denn mit den Geschenken übermittelten die Schenkenden den Beschenkten etwas von ihrer eigenen Person. Dem Gegenstand des Geschenkes haftete von da an eine Art »persönlicher Hauch« des Schenkenden an. Die Geschenke bereiteten so nicht nur Freude, sondern sie ehrten die Beschenkten und verliehen zugleich den Schenkenden Würde. Deshalb musste das Geschenk auch stets in Ehren gehalten werden. Und natürlich durfte es auf keinen Fall durch die unpersönliche Form des Geldes ersetzt werden. Ein matter Abglanz von diesem Brauch ist im heutigen »Schenken« erhalten geblieben. Es hätte Sinn, diesen Glanz zu verstärken.
Der Beitrag ist erschienen in LEIPZIGS NEUE, Ausgabe Dezember 2014