Dazu brachte »arte« eine Sendung. Wir erfuhren, dass Frauen durchschnittlich 15 cm kleiner sind als Männer und dieses Phänomen wissenschaftlich als »Geschlechtsdimorphismus« bezeichnet wird. Die Wissenschaftler hatten viele Faktoren herausgefunden, die das Wachstum stimulieren, und solche, die das Wachstum schmälern. Dazu gehören sowohl Erbanlagen als auch Einflüsse von Umwelt und Lebensweise. Im Verlauf der Menschheitsgeschichte wurden die Menschen immer größer, doch geschah das nicht kontinuierlich, sondern in Notzeiten, vor allem in längeren Kriegen, wurden sie wieder kleiner. Auch wurden Größenunterschiede zwischen verschiedenen Berufen festgestellt; z. B. sind Bauern und Arbeiter durchschnittlich kleiner als Angestellte – da wirkt sich eindeutig die unterschiedliche Arbeits- und Lebensweise aus. Aber bei all diesen Unterschieden waren die Frauen jeweils immer durchschnittlich 15 cm kleiner als die Männer. Wieso? Schließlich erklärten es die Wissenschaftler mit der unterschiedlichen Lebensweise in der Urgesellschaft: Für das Jagen brauchten die Männer besondere Körperkraft, daher ihre Größe, während die Frauen für die Tätigkeiten des Sammelns und Wirtschaftens am Wohnplatz weniger Kräfte benötigten und daher kleiner waren. Das ist aber eine Spekulation, denn an den Skeletten aus dieser Zeit kann man nicht erkennen, ob sie weiblich oder männlich sind. Außerdem sind in den künstlerischen Überlieferungen der Antike und der Urzeit keine Größenunterschiede zwischen Frauen und Männern gefunden worden, im Gegenteil: Die Frauen wurden stolz und selbstbewusst dargestellt.
Eine Frage hatten sich die Wissenschaftler nicht gestellt: Welche Menschengruppe macht täglich schwere körperliche Arbeit, ohne Achtstundentag, ohne Wochenende und Ferien? Die durchschnittliche Hausfrau in den meisten Familien!
Der Beitrag ist erschienen in LEIPZIGS NEUE, Ausgabe Juni 2015