Des Teufels Generäle

Sechzig Jahre musste sie darauf warten, rührt die Wehrmacht auf ihrer Website die Landsknechtstrommel, nun ist es endlich soweit: am 13. Juni wird erstmalig der »Tag der Bundeswehr« gefeiert. An fünfzehn Standorten, mit Bratwurstbudenzauber, Ringelpietz und natürlich »Militärgerät zum Anfassen«, wie es sich für eine olivgrüne Rotte gehört, die sich selbst in der Tradition des deutschen Militarismus sieht. Mit »Aktiv.Attraktiv.Anders.« hat sich Uschis Werbeabteilung sowieso doll was einfallen lassen. Allein die Punkte bringen’s schon.

Aber Spaß beiseite, nehmen wir die geplanten Jubelfeiern einmal zum Anlass, einen Blick auf die Inspekteure des Heeres und Generalinspekteure zu werfen, die diese Bundeswehrmacht im bewährten Geist des teutonischen Soldatentums aufgebaut und geführt haben.

Da wäre zunächst Hans Röttiger, der 1. Inspekteur des Heeres, der in der Naziarmee als Generalstabschef unter Feldmarschall Albert Kesselring diente, welcher u.a. 335 Geiseln in den Fosse Ardeatine in Rom erschießen ließ, wofür ihn ein britisches Militärgericht 1947 zum Tod verurteilte. Das Urteil wurde allerdings nie vollstreckt. Röttiger hingegen erklärte nach Kriegsende, die Aufstandsbekämpfung in der Sowjetunion habe das Ziel gehabt, die »rücksichtslose Liquidierung des Judentums und anderer unerwünschter Elemente zu ermöglichen«. Ein Mann des Reinheitsgebots eben: aus echtem Schrot und Korn.

Kommen wir zu Adolf Heusinger, Generalinspekteur 1957 – 1961, der Hitler schon 1923 als »von Gott gesendeten Mann« verehrte und in der Folge die Richtlinien zur Bandenbekämpfung ausarbeitete, die Kamerad Röttiger so treffend zu erläutern wusste. Keine Schweinerei war den Regierenden der westdeutschen Bundesrepublik groß genug, in ihrem Staat die Laufbahn eingefleischter Nazis zu verhindern. Der verantwortliche Kriegsminister damals hieß übrigens Franz-Josef Strauß, womit die geistige Kontinuität wieder hergestellt war.

Oder Friedrich Foertsch, Generalinspekteur 1961 – 1963, ein verurteilter Kriegsverbrecher, der u.a. für die Hungerblockade über Leningrad mit mehr als einer Million Toter verantwortlich zeichnete. Was allerdings seiner militärischen Karriere im westlichen Nachkriegsdeutschland keinerlei Abbruch tat.

Weiter geht’s zu Heinz Trettner, Generalinspekteur 1964 – 1966, der als Staffelkapitän der faschistischen Legion Condor an der Bombardierung und Zerstörung der spanischen Stadt Guernica mit mehreren hundert Toten beteiligt war. Der Stabschef Wolfram von Richthofen schrieb dazu in seinem Kriegstagebuch: »buchstäblich dem Erdboden gleichgemacht. Bombenlöcher auf den Straßen noch zu sehen, einfach toll.« Nach diesem tollen Erlebnis entwarf Trettner die Pläne zur Bombardierung Rotterdams in den damals neutralen Niederlanden. Ein Spezialist der ersten Stunde, ohne Frage.

Dem tapferen Staffelkapitän folgte Ulrich de Maizière, Inspekteur des Heeres 1966 – 1972, dem sein Führer ein ganz besonderes Vertrauen entgegenbrachte, denn er holte de Maizière noch im Februar 1945 in seinen Bunker, damit er den Abwehrkampf organisiere. Nicolaus von Below, der Luftwaffenadjutant Hitlers, berichtet über de Maizière: »und auch Hitler fand an seiner präzisen Ausdrucksweise Gefallen.« Na bitte, Meriten vom »Größten Führer aller Zeiten«, was will man mehr?

Der Vollständigkeit halber sei auch noch Albert Schnez erwähnt, Inspekteur des Heeres 1968 – 1971. In den Anfangsjahren der BRD baute er 1950 bis 1953 zusammen mit der Organisation Gehlen, dem Vorgänger des BND, eine aus rund 2000 ehemaligen Offizieren der Wehrmacht und der Waffen-SS bestehende geheime Kaderarmee auf, die zur Bekämpfung von Kommunisten, Gewerkschaftern und linken Politikern eingesetzt werden sollte und in ihren Bespitzelungsprotokollen auch die Kategorisierung »Halbjude« verwendete.

Man sieht, eine illustre Gesellschaft findet sich da zusammen, der die heutige Bundeswehrmacht anlässlich ihres 60-jährigen Bestehens ganz in der Tradition des menschenverachtenden und todbringenden deutschen Militarismus ehrend gedenken will.

»Aktiv.Attraktiv.Anders.«

Pfui Deibel, Frau von der Leyen!

Der Beitrag ist erschienen in LEIPZIGS NEUE, Ausgabe Mai 2015