Dass Dummheit und Arroganz einander bedingen ist nicht erst seit heute bekannt. Kommt allerdings noch Frechheit hinzu, kann es gefährlich werden. Da ist zum Beispiel der Herr Schulz. Ein wackerer Sozialdemokrat, (ich bin der Martin, ne), der es in mühevoller Ochsentour bis zum EU-Parlamentspräsidenten gebracht hat. Und als solcher weiß er natürlich, was er seiner Klientel schuldig ist. Derzeit ist es vor allen Dingen die »Bestürzung« über die Einreiseverbote, die von der russischen Regierung gegen 89 Politiker und Militärs der EU ausgesprochen wurden.
So traf es auch acht selbstgerechte Demokraten unserer allerdeutschen Republik, unter ihnen der grüne Politclown und Kriegshetzer Daniel Cohn-Bendit. Was sagt man denn dazu? Muss man sich mal vorstellen: da verhängt die EU wegen der Ukraine-Krise diverse Einreiseverbote gegen russische Politiker sowie wirtschaftliche Sanktionen, dass es kracht und dann kommt der respektlose »Russki« daher und antwortet pampig mit gleicher Zunge. Das ist »inakzeptabel« empört sich der Herr Schulz und »verringert das gegenseitige Vertrauen«. Denn bei der EU handelt es sich schließlich um astreine Demokratien und bei Russland um einen totalitären Staat mit Putin als Diktator an der Spitze. Kennt man ja alles.
Apropos Diktator. Der Chef vom Martin, der Präsident der Europäischen Kommission, heißt Jean-Claude Juncker. Früher war er mal Premierminister von Luxemburg und als solcher in allerlei zwielichtige Affären involviert. Er lässt sich gerne als »Schlitzohr mit robustem Charme« (DiePresse.com) titulieren und dementsprechend zeichnet er sich durch vielerlei humorige Spaßattacken aus. So scherzte er vor einigen Tagen bei einem Gipfel zur östlichen Partnerschaft geradezu herzig mit dem ungarischen Edeldemokraten Viktor Orbán, nannte ihn lachend »den Diktator« und streichelte ihm symbolisch die Wange: Du Du. Narrhalla-Marsch. Wenn das keine Witzigkeit ist, was dann?
Wir konstatieren, mit dem etwas verwirrten Herrn Schulz und der luxemburgischen Humorkanone Juncker sieht die Europäische Union einer goldenen Zukunft entgegen. Da kann sich der russische Krawallnik hinterm Ural aber warm anziehen!
Preisfrage: Was haben FIFA-Dauerpräsident Blatter und die Kanzlerin gemeinsam? Antwort: Sie wissen beide von nichts. Dem einen wird der halbe Vorstand wegen Bestechlichkeit weggesperrt, wovon er allerdings nicht den geringsten Schimmer hatte. Kabinettsmitglieder wurden bislang noch keine wegen Vorteilsannahme oder Vorteilsgewährung weggesperrt. Sie wechselten einfach in die Chefetagen der Konzerne, die sie in ihrer politischen Arbeit schon erfolgreich vertreten haben. Jüngstes Beispiel (nach Niebel, Rösler, Bahr u.a.): CDU Staatssekretärin Katherina Reiche. Zweifelsohne der elegantere Weg. Nur die Regierungschefin hat mal wieder nicht den geringsten Durchblick. Doch damit steht sie, wie wir täglich lernen, nicht alleine da.
Doch mir stellt sich noch eine ganz andere Frage. Was mag den eloquenten Herrn Gysi in einem Interview mit dem Berliner »Tagesspiegel« geritten haben, der SPD die sofortige Kanzlerschaft anzutragen? Warum will er unbedingt zusammen mit Sigmar Gabriel (der Kabarettist Volker Pispers: früher waren Dick & Doof zwei Personen) am Kabinettstisch sitzen? Das ist doch schon einmal in Berlin in die Hose gegangen. Um dorthin zu kommen, muss er selbstverständlich Kompromisse eingehen. Zum Beispiel will er die bislang konsequente Haltung der LINKEN zu Kriegseinsätzen überdacht wissen. Cave Canem oder: Nachtigall ick hör dir trapsen!
Um beim Thema zu bleiben. Das ehemalige SED-Mitglied (bis kurz vor Toresschluss 1989) und jetzige CDU-Oberbürgermeisterin des Havelstädtchens Brandenburg, Dietlind Tiemann, kann sich weiterhin der tatkräftigen Unterstützung der LINKEN sicher sein. Deren Gesamtmitgliederversammlung beschloss mit 31 zu 16 Stimmen die Zusammenarbeit mit der CDU fortzusetzen. Warum? Um »linke Realpolitik durchzusetzen«. Ach so, na dann!
Der Beitrag ist erschienen in LEIPZIGS NEUE, Ausgabe Juni 2015