Der Deal hat mehr als ein Geschmäckle, was dieser Tage DIE LINKE im Hamburger Parlament aufdeckte. 2006 verkaufte der damalige CDU-Senat ein Immobilienpaket für 800 Millionen Euro an die eigens dafür gegründete Firma Alstria. Nur zwölf Monate später gab die Firma ihre Bilanzsumme mit 1,6 Milliarden Euro an. Anrüchig ist auch, dass drei, die auf Seiten Hamburgs am Deal beteiligt waren, in den Aufsichtsrat von Alstria einzogen. Der die Fäden für dieses Immobiliengeschäft zog, war Finanzsenator Wolfgang Peiner (CDU). Er war es auch, der trotz anderer Abstimmungen, Hamburgs Krankenhäuser an die Asklepios-Kette verkaufte. Gezahlt werden, so der Peiner-Vertrag, muss die Kaufsumme erst, wenn die Häuser schwarze Zahlen schreiben. Bis heute ist nicht bekannt, ob Asklepios gezahlt hat. Die Kritik der Linkspartei richtet sich auf ein Geschäft im Jahre 2006, als die CDU-Mehrheit in der Bürgerschaft das »Projekt Immobilienmobilisierung« (Primo) beschloss. Alstria kaufte die 39 Immobilien des Primo-Pakets mit Hilfe eines Konsortialkredits, an dem auch die HSH Nordbank mit beteiligt ist. Ihr damaliger Vorstandschef Stuhlmann wurde im Jahr darauf Aufsichtsratsvorsitzender von Alstria. Beraten haben den CDU-Senat bei Primo die Kanzlei Freshfields Bruckhaus Deringer. Hier ist Peter Conradi der Partner. Bei der Teilprivatisierung der HHLA und der Privatisierung von Pflegen & Wohnen war das Bankhaus Warburg tätig, wo Christian Olearius Partner ist. Beide, Conradi und Olearius wurden Aufsichtsräte von Alstria.
Rechtsanwalt Conradi sei wegen seiner Kompetenz als einer der führenden Immobilienrechtsexperten in den Aufsichtsrat geholt worden, sagt Alstria-Sprecher Ralf Dibbern. Stuhlmann und Olearius seien alteingesessene und honorige Banker und deshalb angesprochen worden. Der Verkauf so stadtbekannter Gebäude wie der Finanzbehörde und der Alten Post spülte dem damaligen Finanzsenator Peiner (CDU) einen Haufen Geld für seine Haushaltssanierung in die Kasse. Im Gegenzug mietete die Stadt ihre verkauften Gebäude auf Jahrzehnte zurück. Dafür muss sich Hamburg nicht mehr um die Vermietung und Sanierung der Immobilien kümmern. Ob der Verkauf im Nachhinein ein Geschäft ist, muss ich bezweifeln.
Auch die Villa von Hamburgs Kurzbürgermeister Christoph Ahlhaus (CDU) steht zum Verkauf. Die Immobilie hat er für 1,15 Millionen Euro gekauft. Für rund eine Million Euro wurde das Gebäude mit Sicherheitseinrichtungen auf Kosten der Stadt ausgerüstet. Nun werden für das Anwesen, mit altem Baumbestand und weitläufigem Grundstück, vier Millionen verlangt.
Verlierer auf dem Hamburger Wohnungsmarkt sind die Senioren. »Sie sind zu alt, Sie könnten bald sterben« müssen sich Betroffene häufig anhören. Derzeit fehlen 500.00 altersgerechte Wohnungen in Hamburg. In der Stadt leben etwa 335.000 Menschen über 65 Jahre, davon sind 13,5 Prozent von Altersarmut betroffen. Mehr als 20.000 von ihnen sind auf Grundsicherung angewiesen. In der Stadt gibt es, so der Sozialverband Deutschland und der Mieterverein, nur 11.127 geförderte Seniorenwohnungen.
Inge Hannemann ist als »HartzIV-Rebellin« bekannt geworden. Ihr Arbeitgeber, die Bundesagentur für Arbeit in Hamburg Altona, hat ihre Mitarbeiterin im Jobcenter aufgekündigt. Nach wie vor kämpft sie für die Abschaffung von Sanktionen gegen Langzeitarbeitslose. »Die derzeitige Sanktionspraxis führt zu großen Ängsten und Not«, sagte Inge Hannemann im März vor einer Sitzung des Petitionsausschusses des Bundestages. Der Ausschuss berät derzeit über eine Petition Hannemanns. Sie befindet sich derzeit mit ihrem Arbeitgeber im Rechtstreit über ihre Suspendierung. Sie hat die Absicht geäußert, für DIE LINKE zur Bundestagswahl zu kandidieren.
Der Beitrag ist erschienen in LEIPZIGS NEUE, Ausgabe April 2014