Kunststadt Hamburg – die andere Seite der Stadt

Kaufleute stifteten den Grundstock für das Völker­kundemuseum, das Bürger­tum Ölbilder und Grafiken der Hamburger Kunsthalle. Ein Zwitter ist das Museum für Kunst und Gewerbe, auch Gunst & Gewerbe genannt. Zum weiteren Bestand gehört das Hamburg Museum mit Außenstellen in den Vier-­ und Mar­schlanden und dem KZ-Museum Hamburg­ Neuengamme. Auch die Thälmann-­Gedenkstätte in Eppen­dorf vermittelt Geschichte.

Umfangreich ist die Sammlung des Altonaer Museums. Im Stadtteil Harburg sind das Archäologische Museum und neueren Datums das Museum für Arbeit in Barmbek. Be­kannt ist auch das Internationale Maritime Museum in einem Kai­speicher im Hafen. Dieses Museum gehört Peter Tamm, dem Ex­-Vor­standsvorsitzenden der Axel Cäsar Springer AG, der hier seine »Schätze der christlichen wie militärischen Seefahrt« zur Schau stellt. Mu­seumseigner bekam Tamm vom CDU­-Bürgermeister Ole von Beust rund 40 Millionen an Subventionen zugewiesen. Die Summe schob ihm die Kultursenatorin Dana Horakova, eine ehemalige Springer-­Journali­stin, zu.

Die Hamburger Kunsthalle, erbaut 1869, und ihr klassizistischer Anbau aus dem Jahr 1919 werden in den kommenden zwei Jahren renoviert. Die Mittel des Umbaus von 22 Mil­lionen Euro kommen vom Eigentü­mer des Otto­-Versands, der 15 Mil­lionen gibt, und von der Stadt Hamburg 7 Millionen Euro. In dieser Zeit finden nur Ausstellungen im Museum der Gegenwart statt, einem Oswald Mathies Unger-Bau aus dem Jahr 1997. »SPOT ON« nennt sich die Ausstellung, die Meisterwerke der Hamburger Kunsthalle präsentiert. Darin werden die besten Werke der Sammlung gezeigt – 600 Jahre Kunstgeschichte. Dazu gehören Arbeiten von Ferdinand Hodler, James Ensor wie von Caspar David Friedrich und Andy Warhols Polaro­id-Fotos. Darunter auch die Büste eines Kardinals von Giovanni Lorenzo Bernini. Im Jahr 1984 fand ein Kustos nach 74 Jahren diese Pla­stik im Keller der Kunsthalle wieder. Über diesen Fund machte ich als TV­-Autor einen Beitrag für die ZDF-Sendung »aspekte«.

Was ist Altona?« dies und vieles mehr zeigt das Alto­naer Museum aus Anlass von 350 Jahren Stadtgeschichte. Am 23. August 1664 wurden dem heutigen Hamburger Verwaltungs­bezirk Altona durch den dänischen König Frederik III. die Stadtrechte verliehen. Bis 1864 war Altona die zweitgrößte Stadt im dänischen Ge­samtstaat. Im Deutsch­-Dänischen Krieg verloren die Dänen Schles­wig-­Holstein und damit auch Alto­na. Erst 1866 nach der Schlacht bei Königgrätz zwischen Österreich und Preußen kam Schleswig-­Hol­stein mit Altona nach Preußen. Im Jahr 1937 wurde es ein Teil von Hamburg. Seitdem ist die Gegend um Altona einer der sieben Bezirke der Elbmetropole. Die Ausstellung zeigt dortige Ver­änderungen in Bildern und Expona­ten, natürlich auch über prägenden Persönlichkeiten, wie Salomon Hei­ne und Max Brauer aus der neuen Zeit.

Erinnert wird an die Nazi-­Provo­kation von 1932, die als »Altonaer Blutsonntag« bekannt ist. Für den 17. Juli 1932 hatte die SA etwa 10.000 Mitglieder zu einem Marsch durch das Arbeiterviertel abkom­mandiert. Bei dem SA­-Marsch fielen Schüsse und zwei SA­-Männer waren tot. Darauf folgte ein Polizeieinsatz, bei dem 16 Personen getötet und 50 verletzt wurden. Nach der Macht­übernahme der Nazis im Januar 1933 kam es vom 8. Mai bis zum 2. Juni 1933 zum »Blutsonntagspro­zess« vor dem Sondergericht der Großen Strafkammer.

Alle Zeugenaussagen, auch die Beweise, waren gefälscht. Zum To­de wurden verurteilt: Bruno Tesch, Walter Möller, Karl Wolff und August Lütgens. Sie waren Mitglieder der Kommunistischen Partei. Am 1. August 1933 wurde das Urteil auf dem Hof des heutigen Amtsge­richts mit dem Handbeil vollstreckt. Es waren die ersten politisch gewoll­ten Hinrichtungen der Nazis im »Dritten Reich«. Zwölf weitere Angeklagte wurden zu Haftstrafen verurteilt.

Der Beitrag ist erschienen in LEIPZIGS NEUE, Ausgabe September 2014