Seit dem 21. März 2015 ist es offiziell, die bundesdeutsche Bewerberstadt für die Olympischen Spiele 2024 ist Hamburg. Auf seiner Sitzung in der Paulskirche in Frankfurt/Main hat die Mitgliederversammlung des Deutschen Olympischen Sportbundes einstimmig die Hansestadt gewählt. Der hauptstädtische Mitbewerber Berlin war in der Vorauswahl durch das DOSB-Präsidium gegen Hamburg ausgeschieden, somit war die Elbmetropole der einzige Kandidat. Sollte sie es nicht im ersten Anlauf schaffen, ist die zweite Kandidatur für das Jahr 2028 immerhin schon mal vorgesehen.
Nach der Frankfurter Entscheidung bekäme die Stadt mit der noch unfertigen Elbphilharmonie ihre zweite Riesenbaustelle. Etwa 50 Millionen Euro wird das Budget für die Olympia-Bewerbung 2024 betragen. Nach den Plänen sollen die Neubauten auf einer vom Hafen geräumten 130 Hektar großen Insel, dem Kleinen Grasbrook, in der HafenCity entstehen. Dafür, wie zur Sanierung vorhandener Sportstätten, sind rund zwei Milliarden Euro vorgesehen. Zu ermitteln sind noch die Kosten für das Olympische Dorf, wie allgemeine Infrastrukturmaßnahmen.
Auch wenn bei den Bürgerschaftswahlen im Februar der SPD die absolute Mehrheit versagt wurde, gibt es so jedenfalls eine Befragung von 1500 Bürgern eine Mehrheit für die Olympischen Spiele an Elbe und Alster. Es waren nur 55 Prozent der Berliner, die sich für Olympia in Spree-Athen aussprachen. Da punktete Hamburg mit seinen 64 Prozent Berlin aus.
Im Wettstreit mit den Berlinern haben sich die Hamburger was einfallen lassen: Da wurden olympische Ringe mit Frühjahrsblühern bepflanzt, zwanzigtausend Fackelträger standen um die Alster und machten einen martialischen Eindruck. Überall all in der Stadt wiesen Großplakate auf Olympia hin mit Hamburg ist »Feuer und Flamme für Spiele.« Dabei auch die Hamburger Sparkasse und selbst an die S-Bahn wurde der Spruch geklebt. Mit werbend auch der erste Olympia-Botschafter Alexander Otto, der auch im Aufsichtsrat der Otto Group und Deutsche Euroshop AG sitzt wie im Beirat von Peek & Cloppenburg K.G.. Die Grünen, die derzeit mit Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) über eine künftige Regierungskoalition verhandeln, sind, wie die Linkspartei, skeptisch in der Sport-Frage, fahren dabei aber einen Zickzackkurs. Klar ausgesprochen für Olympia hat sich Innensenator Michael Neumann, im zweiten Amt auch Sportsenator der Hansestadt. Verheiratet ist der Ex-Militär mit Agdan Özoguz, die als Staatsministerin Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration auch stellvertretende Bundesvorsitzende der SPD ist. Insider sagen dem Innensenator nach, dass er wohl zu einer anderen Aufgabe wechselt und die Leitung von »Olympia Hamburg« übernimmt.
Bis das aber soweit ist, wird es eine Befragung der Hamburger Bürger geben, an der sich 50 Prozent für die Olympia-Bewerbung von Hamburg aussprechen müssen. Erst dann kann Hamburg seine Bewerbung anmelden, was bis zum 15. September 2015 geschehen muss.
Noch immer wird an der Baustelle Elbphilharmonie gewerkelt. Keiner kann sagen wie teuer der neue Musiktempel wird. Auch nicht, was der Betrieb dieses Hauses jährlich kostet. Nun geht Hamburg mit »Feuer und Flamme«, wohl mit Größenwahn, in großen Schritten auf seine nächste Baustelle zu. Die Berliner Olympiagegner prägten »IOC und DOBS zerschlagen, Olympia verhindern überall!« Kommt das auch auf die Hansestadt zu? Dabei fehlen heute bereits die Mittel im Sozialen, besonders im sozialen Wohnungsbau.
In diesen Tagen veröffentlichte auch die neue, nunmehr in der Hamburger Bürgerschaft vertretene Partei »Alternative für Deutschland« ihren ersten Rechenschaftsbericht. Eine der 50000-Euro-Spenden für die Partei stammt aus Hamburg. Spender ist das Ehepaar Erika und Folkard Edler, er ist Reeder. Somit geht es der Schiff-Fahrt offenbar nicht so schlecht, wie diese immer behauptet.
Der Beitrag ist erschienen in LEIPZIGS NEUE, Ausgabe April 2015