Die Bremer Lebenshilfe möchte die Bibel für alle verständlich machen. Sie hat schon die »Ostergeschichte in leichter Sprache« herausgebracht. Aber sie kümmert sich auch um Alltagsthemen. So will sie in einfacher Sprache erläutern, was eine Vorsorgevollmacht oder eine Betreuungsverfügung ist. Den Text soll jeder verstehen. Die Sparkasse Bremen unterstützt dieses Vorhaben.
Schade, dass ich nicht in Bremen wohne. Meine Leipziger Sparkasse hat mir gerade in keineswegs einfacher Sprache geschrieben, dass sich die »Zahlungsdienstrahmenverträge« und die »Entgelte bei Hauptleistungen« ändern. »Wie mit Ihnen in Nr.2 Abs.2 unserer AGB vereinbart, gilt Ihre Zustimmung zu den Änderungen als erteilt, wenn Sie uns Ihre Ablehnung nicht vor dem 19.6.2014 anzeigen«.
Hoffentlich habe ich das bis dahin verstanden. Ich bin immer misstrauisch, wenn ich solche Briefe nicht verstehe. Hinterher fehlt mir immer etwas im Portemonnaie.
Misstrauisch muss man aber auch sein, wenn man denkt, die einzelnen Wörter zu verstehen. Wenn ein Handelsunternehmen schreibt, es müsse die »Preise anpassen«, schellen bei mir die Alarmglocken, obwohl »anpassen« ein sympathisches Wort ist. Der Schneider hatte mir gesagt, er wolle die Hosen meinem Bauchumfang anpassen, also bequemer machen. »Anpassen« ist doch demnach gut. Ja, aber nicht, wenn der Handel das sagt. Da wird es teurer. Auch wenn die Verwaltung »schlanker« gemacht werden soll, wird es für den »kleinen Mann« unangenehm, obwohl er selbst schon immer schlanker werden wollte. Aber nun wird er freigesetzt. »Frei« ist doch immer gut. Oder?
Da lobe ich mir die einfache Sprache der Ostergeschichte. Da muss ich mein Portemonnaie nicht festhalten.
Der Beitrag ist erschienen in LEIPZIGS NEUE, Ausgabe April 2014