Schreibhilfe

In München hatte ein Start-up-Unternehmen von einigen jungen Leuten eine großartige Idee. In mehrmonatiger angestrengter Arbeit haben sie ein Schreibgerät entwickelt, eine Art Kugelschreiber, der in der Lage ist, Schreibfehler zu erkennen. Nun gibt es so etwas ja schon als Computerprogramm, aber eben nicht in diesem kleinen Format eines Schreibstifts.

Wenn dem Verfasser eines Textes ein Fehler durchrutscht, vibriert das Gerät leicht, aber deutlich spürbar. So weit, so gut. Großes Interesse allerorten. Schon nach kurzer Zeit hatten die jungen Leute 500000 Euro von Investoren eingesammelt. Aber es fehlte immer wieder ein mutiger Unternehmer, der die Sache bis zur Produktionsreife betrieben hätte. Nun sind sie seit Kurzem schon insolvent.

Der Lernstift funktioniert ja auch nur bei Rechtschreibfehlern. Er erkennt nicht alle Fehler. Sonst hätte das Bundeskanzleramt vielleicht zugegriffen und es für alle Ministerien als Arbeitshilfe angeschafft, oder sogar für alle Bürger steuervergünstigt angeboten. Ganz Deutschland fehlerfrei! Wir wären wieder die Größten.

Wenn eine Textstelle lautet: »Die Bundesrepublik Deutschland ist ein Rächtsstaat«, erkennt der Lernstift den Rechtschreibfehler. Was im Text sonst noch falsch oder richtig ist, verantwortet der Verfasser selbst. Gegen Dummheit hilft der beste Lernstift nichts.

Der Beitrag ist erschienen in LEIPZIGS NEUE, Februar 2015